Offshore-Windpark Bard 1: Viel Geld für wenig Strom

Per Knopfdruck hat Bundeswirtschaftsminister Rösler im August den Windpark Offshore Bard 1 eröffnet, den größten deutschen Offshore-Windpark, der rund 60 Quadratkilometer umfasst, etwa 100 Kilometer nördlich von Borkum. Zu diesem Zeitpunkt war bereits bekannt, dass Bard Offshore 1 kein Auftakt für weitere Projekte auf See sein würde. Das Pilotprojekt hatte unter anderem mit technischen Schwierigkeiten und schlechten Wetterverhältnissen zu kämpfen und war daher wesentlich teurer geworden als geplant.

Was leistet der Offshore-Windpark?

Das Projekt Offshore Bard 1 besteht aus 80 Windkraftanlagen. Deren Leistung von 400 Megawatt entspricht rechnerisch dem Jahresstrombedarf von mehr als 400 000 Haushalten.

Zum Vergleich: Die beiden Kernkraftwerke in Baden Württemberg, Neckarwestheim und Philippsburg, verfügen insgesamt über eine installierte elektrische Leistung von 2.868 Megawatt und haben im Jahr 2012 knapp 22 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt. Das entspricht rund einem Drittel des gesamten Stromverbrauchs in Baden-Württemberg und deckt rechnerisch mehr als den gesamten Strombedarf der rund 5 Millionen baden-württembergischen Privathaushalte. (EnBW)

Jede der 80 Offshore-Anlagen hat mehr als 25 Millionen Euro gekostet. Um die gleiche Leistung wie die beiden Kernkraftwerke in Baden-Württemberg zu erbringen, müssten 1.000 Anlagen gebaut werden. Die Kosten für den Bau der Offshore-Windanlagen betrügen 25 Milliarden Euro, wenn man die Angaben für Bard 1 auf 2 Milliarden Euro und nicht höher ansetzt. Und dann bleibt unabhängig von den Kosten dieser “kleine” Unterschied: Die Kernkraftwerke produzieren den Strom 24 Stunden täglich, unabhängig davon, ob und wie stark der Wind weht.

Teure Offshore Windparks

Generell sind Offshore-Anlagen wesentlich teurer als Anlagen an Land. Anlagen an Land, die mit 15 bis 20 Millionen geplant werden, kosten im Meer bis zu einer halbe Milliarde Euro, sagt Jörg Kuhbier, Vorstandsvorsitzender der industrienahen Stiftung Offshore Windenergie gegenüber dem NRD.  Von Deutscher Seite werden die im Vergleich zu den Offshore-Windanlagen der europäischen Nachbarn höheren Kosten mit den aufwändigeren Konzeptionen, der größeren Entfernung zur Küste begründet. Dies bedeutet für die deutschen Windräder natürlich nicht nur einen höheren Aufwand beim Bau, sondern auch bei der Wartung.

Wie fatal ist die Lage bei Offshore-Windparks auch für die Kosten, die auf die Verbraucher zukommen, aber wirklich, wenn selbst Großbritannien nicht mehr alles auf die Karte Offshore-Windkraft setzt und den Bau neuer Kernkraftwerke beschlossen hat?

Die noch vor kurzem bejubelten Offshore Windparks erweisen sich immer mehr als spekulative Großabenteuer.

Ein gefundenes Fressen für Investoren

Nicht nur Bard 1, die Offshore-Branche steckt insgesamt in der Krise. Viele Investoren zögern oder ziehen sich sogar ganz von Windpark-Projekten zurück. Der deutsche Windkraft-Branchenriese Enercon aus Aurich beispielsweise hat längst beschlossen, keinen Cent in Offshore zu stecken, berichtet der NDR. Das ganze Unterfangen dieser jungen Technik berge viel zu viel Risiken – und sei an etlichen Stellen schlicht zu teuer, heiße es bei Enercon.

Von bundesweit 18.000 Stellen, die in dieser Branche künstlich geschaffen wurden, sei mehr als jede vierte in Gefahr, so eine frühere Einschätzung der Arbeitsagentur

Nach Expertenansicht könnten Windräder auf hoher See mit der neuen Vergütung jedoch Renditen von rund zehn Prozent erzielen, berichtet der NDR. “Damit werden die deutschen Windparks auch für Finanzinvestoren interessant.” Bard war 2003 vom russisch-deutschen Ingenieur und Millionär Arngolt Bekker gegründet worden. Übernommen werden die Anlagen nun von der Gesellschaft Offshore Wind Solutions (OWS) in Emden, teilte Bard mit. OWS ist eine Neugründung. Die Gesellschaft soll Betrieb und Servicevon Bard 1 und zudem auch Dienstleistungen im Bereich Wartung, Service und Reparaturen von Windanlagen für Dritte übernehmen. 

Anstatt Abschied von einer verfehlten Energiepolitik zu nehmen, sieht die neueste EEG-Novelle für die Anlagen auf See eine Anfangsvergütung bis 2015 von 15 Cent pro Kilowattstunde vor, die in den Folgejahren stufenweise abgesenkt wird. Zum Vergleich: An Land gibt es laut der zum 1. Januar 2009 in Kraft getretenen Novelle “nur” eine Anfangsvergütung von 9,2 Cent pro Kilowattstunde. Die Kosten für Vergütungen, Wartung, Service und Reparaturen von Windanlagen werden in den nächsten Jahren die Strompreise weiter massiv nach oben treiben, es sei denn, man folgt rechtzeitig dem britischen Beispiel.

Zum Nachlesen:

Foto: Bard
“At the end of July 2013, the installation phase of the BARD Offshore 1 wind farm is finalised: 80 wind turbines, each with a nominal capacity of 5 megawatts, were completed one month ahead of the planned target date.”

Ergänzung: 21.11.2013, 18:11 Uhr
Soeben in den Nachrichten: ” In ihren Koalitionsverhandlungen haben sich Union und SPD darauf verständigt, die hohe finanzielle Starthilfe für Windparks in Nord- und Ostsee zu verlängern – wenn die Große Koalition tatsächlich zustande kommt. Man werde das entsprechende Modell der Finanzierung bis Ende 2019 verlängern, sagte der geschäftsführende Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) am Donnerstag. Damit sieht er die Investitionssicherheit gegeben…  Für Strom von Meer-Windparks, die bis Ende 2019 angeschlossen sind, gibt es 19 Cent pro Kilowattstunde – und zwar für einen Zeitraum von acht Jahren. Bisher sollte das nur für bis 2017 angeschlossene Anlagen gelten. Die Möglichkeit einer höheren Anfangsvergütung soll die Finanzierung durch Banken erleichtern.” 
http://www.ndr.de/regional/offshore433.html

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