kommunale Kassen

Lassen sich mit Windrädern kommunale Kassen sanieren?

Birkenfeld ist eine Stadt im Landkreis Birkenfeld im südwestlichen Teil von Rheinland-Pfalz und Sitz der Kreisverwaltung. Der Landkreis hat 90 Ortsgemeinden mit etwa 80.000 Einwohnern. Birkenfeld ist ein staatlich anerkannter Erholungsort mit fast 6.700 Einwohnern und einer Universität, dem Umwelt-Campus Birkenfeld, ein Außenstandort der Hochschule Trier.

In der Verbandsgemeinde Birkenfeld sind in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Windparks entstanden. Zu den 38 Windrädern, die Anfang 2016 in der Verbandsgemeinde Birkenfeld standen, sollten 30 weitere in den nächsten Monaten noch hinzukommen. Die Warnungen der Bürgerinitiative „Energiewende mit Vernunft“ vor der Zerstörung der Naturlandschaft und negative Auswirkungen auf den Tourismus stießen bei dem Verbandsbürgermeister Bernhard Alscher auf Unverständnis.  Auch von Gesundheitsgefahren für die Bürger durch Infraschall oder Schattenschlag wollte der Verbandsbürgermeister nichts wissen.

Stattdessen sah der Verbandsbürgermeister in der Windkraft eine lukrative Einnahmequelle für verschuldete Gemeinden, pro Rad rechne der Bürgermeister mit bis zu 50.000 Euro Pacht im Jahr, berichtete der swr im Februar 2016. Alscher habe seine Entscheidung wie folgt begründet: „Der Schuldenstand wird immer größer, man wird immer mehr eingeengt und ich merke das jetzt, dass bei mir in der Verbandsgemeinde sich die Kommunen unterschiedlich entwickeln, denn die einen haben Geld und die anderen haben keins.” Mit 53,2 Prozent der Stimmen wurde Bernhard Alscher (Birkenfelder Freie Liste) im April 2016 bei der Verbandsgemeindewahl wiedergewählt.

Mit den Berechnungen des Verbandsbürgermeisters hat sich ein Leser auseinandergesetzt:

Ertrag der Birkenfelder Windräder

Milan

Die Sanierung kommunaler Kassen

Viele Ortsbürgermeister möchten mit der Windkraft ihre kommunalen Kassen sanieren und Privatleute möchten sich eine goldene Nase verdienen. Dabei tritt der eigentliche Grund für die horrenden Kosten der Energiewende in den Hintergrund. Der Atomausstieg und die Rettung des Weltklimas sind zweitrangig geworden. Wäre irgend jemandem ernsthaft an der Lösung eines dieser 3 Probleme gelegen, dann müsste die Lösung anders aussehen.

Beispiel Birkenfeld:

Ein Birkenfelder Windrad (2,35 MW) kann mit einem jährlichen Energieertrag von etwa 3500 MWh (Megawattstunden) rechnen. Bei einer Einspeisevergütung von 9,2 Cent/kWh für die ersten 5 Jahre sind jährliche Einnahmen von etwa 320 000 €uro zu erwarten.
In einer Fernsehsendung im SWR haben sich Bürgermeister Kowalski und VG-Bürgermeister Dr. Alscher gemeinsam beklagt, dass der Stadt Birkenfeld 50 000 Euro pro Windrad im Jahr verloren gehen, wenn diese nicht ans Netz gehen dürften. Im Gegensatz zur Absichtserklärung unserer Politiker bleibt die Wertschöpfung durch die Windkraft – die keine ist, weil sie auf Subventionen beruht – nicht im Land, denn etwa 290.000 Euro pro Windrad nehmen die Betreiber jährlich mit nach Hause, in diesem Fall nach
Frankfurt. Darin ist auch die Finanzierung der Windkraftanlagen enthalten.

Die Leistung der Birkenfelder Windräder:
Leistung: P = 2350 kW (Kilowatt) pro Windrad
Ertragsfaktor: k = 17% (in den Mittelgebirgen)

Der zu erwartender jährlicher Energieertrag (pro Windrad)
W = P x k x 8760 h
W = 2350 kW x 0,17 x 8760 h = 3 499 620 kWh (Kilowattstunden)

Einspeisevergütung für Windkraft: 9,2 Cent / kWh.
mittlerer Erzeugerstrompreis: 6,74 Cent / kWh
Kosten EEG-Umlage: 6,17 Cent / kWh
Grundvergütung für Windkraft: 5,02 Cent / kWh
Strompreis an der Börse ca. 4,00 Cent / kWh

Die zu erwartende Gesamteinnahmen für 3 Windräder:
= 3 x (3 499 620 kWh x 0,092 € / kWh) = 965 895 Euro (pro Jahr)

Kosten für das EEG für 3 Windräder:
= 3 x (3 499 620 kWh x 0,0617 € / kWh) = 647 799 Euro (pro Jahr)

Subvention des Strompreises:
Börsenstrompreis ca.: 3,5 Cent / kWh
Einspeisevergütung: 9,2 Cent / kWh
Subvention: 5,7 Cent / kWh
Die Subvention ergibt sich aus der Differenz zwischen Einspeisevergütung und dem mittleren
Börsenstrompreis.

Daraus ergibt sich eine Subvention von
= 3 x (3 499 620 kWh x 0,057 € / kWh) = 598.435 Euro (pro Jahr)

Beim Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft BDEW) ist ein höherer Betrag von 6,9 ct / kWh angegeben, der sich eventuell mit der garantierten Ersatzzahlung für nicht eingespeisten Strom bei Energieüberschuss im Netz erklären lässt.

Überlegung:
Der Pro Kopf Verbrauch eines Bundesbürgers an Strom liegt etwa bei 1600 kWh. Es kommt jedoch darauf an, ob die Menschen in Ein-, Zwei-, oder Mehr-Personenhaushalten leben, oder in Ein- oder Mehrfamilienhäusern wohnen. Auch spielt es eine Rolle, ob sie ihr Brauchwasser elektrisch aufheizen oder mit fossilen Brennstoffen. Es ist anzunehmen, dass der Pro-Kopf-Verbrauch in ländlichen Regionen genau aus diesen Gründen über dem Durchschnittswert liegt.

Der jährliche Stromverbrauch der 6700 Einwohner von Birkenfeld würde demnach bei
6700 x 1600 kWh = 10,7 MWh (Megawattstunden) liegen. Dem stehen etwa 10,5 MWh gegenüber, die die Birkenfelder Windräder erzeugen. Bilanziell würde das übers Jahr gesehen ungefähr passen.

Da der jährliche Stromverbrauch der Birkenfelder Bürger in etwa der Energiemenge entspricht, die von den 3 Birkenfelder Windrädern generiert wird, ist es zulässig diese Zahlen gegenüberzustellen. Die Birkenfelder verbrauchen „bilanziell“ nur Windstrom.

Die Birkenfelder gehören offensichtlich nicht zu den Gewinnern der Energiewende.
Das ist die teuerste Kassensanierung, die man sich vorstellen kann.
Hätte Birkenfeld nur 670 Einwohner dann würden pro Einwohner natürlich 135 Euro pro Kopf im Jahr herauskommen. Das zeigt wie sehr unsere Landschaft durch die vielen kleinen Dörfer kaputt gemacht wird, die 3 oder 4 Windräder bauen.

Die Frage ist:
Wie würden wir unsere Kassen sanieren, wenn die Katastrophe in Fukushima nicht stattgefunden hätte?

Quellennachweise:

Foto: Kreisstadt Birkenfeld. Am Horizont der Nationalpark Hunsrück-Hochwald und der Erbeskopf, https://www.camping-waldwiesen.eu/de/bildergalerie


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Milan


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2 Gedanken zu “Lassen sich mit Windrädern kommunale Kassen sanieren?”