TU Dortmund – "Raum der Stille"

Wegen Zweckentfremdung wurde ein von der TU 2012 eingerichteter “Raum der Stille” vom Rektorat geschlossen.

Der “Raum der Stille” befindet sich in der dritten Etage des Physikgebäudes im Raum 111a. Er ist
ein Ort, an dem Mitglieder der Universität Ruhe finden, meditieren oder beten können.
Die Gestaltung soll weltanschaulich und religiös neutral gehalten bleiben. Es dürfen weder religiöse Symbole angebracht oder aufgestellt werden noch Texte, Broschüren mit religiösem Bezug ausgelegt werden, berichteten 2013 Teilnehmer eines meditativen Campusrundgangs (http://www.rpi-virtuell.net/ – “Die überkonfessionelle Plattform für Religionspädagogik und Religionsunterricht”).

Der AStA (Allgemeiner Studentenausschuss) der TU Dortmund warb 2012 für den Raum der Stille:

“Manchmal habt ihr einfach genug von dem Trubel auf dem Campus? Ihr würdet euch in eurer Freistunde gerne einfach mal zurückziehen und für euch sein? Dann kommt in den Raum der Stille! Dort findet ihr Sofas und Sessel, auf denen ihr es euch gemütlich machen könnt. Den Raum P111a findet ihr im Physikgebäude im 3. Stockwerk. Kommt vorbei und lasst die Seele baumeln!”

Der AStA erhielt den Raum zunächst befristet für zwei Jahre zur Verwaltung. Die Nutzungsverordnung sollte die weltanschauliche Neutralität und Vielfalt der Nutzung sicherstellen.

Aber es kam offenbar anders

Das aktuelle Bild der Ruhrnachrichten zeigt Raumteiler mit Decken, die laut Rektorat dazu dienten, den Raum in einen größeren, hellen Bereich für Männer und einen kleineren dunklen Bereich für Frauen aufzuteilen.
Das Rektorat begründet die Schließung des Raumes in einem offenen Brief vom 03.02.2016:

“Nunmehr haben uns neue Beschwerden anderer Studierender über ganz erhebliche Verstöße gegen die Benutzungsordnung erreicht, die uns schon wegen des damit zugleich verbundenen und unter keinen Umständen hinnehmbaren Verstoßes gegen den oben bereits zitierten Art. 3 unseres Grundgesetzes (u. a. Gleichberechtigung von Mann und Frau) zu einem unverzüglichen Handeln gezwungen haben. Danach wurden mehrfach weibliche Besucher des Raumes am Eingang von männlichen muslimischen Nutzern abgefangen und darauf hingewiesen, dass sie nur Zugang zu einem kleineren, optisch und tatsächlich abgegrenzten Raumteil hätten, der größere Raumteil sei nur Männern vorbehalten. Eine anschließend von uns durchgeführte Ortsbesichtigung ergab, dass die raumhohen, stabilen Regale umgestellt worden waren und als Raumteiler dienten, die den Raum, beginnend am Eingang, in einen größeren hellen und einen kleineren dunklen Bereich aufteilten. Über diese Regale waren zusätzlich Decken gehängt, womit sichergestellt wurde, dass eine Blickverbindung von einem Raumteil in den anderen nicht möglich war. […] Ferner befanden sich in den Raumteilen mehrere Gebetsteppiche und ein Koran.”

Das Rektorat verwahrt sich gegen Diskriminierungs- und Rassismusvorwürfe der Kritiker der Schließung:

“Ihre Ansichten bezüglich einer angeblichen Verhöhnung, einer Diskriminierung,
einem antiislamischen Rassismus oder einem Generalverdacht weisen wir aus
den genannten Gründen auf das Schärfste zurück. Ihre Anmerkungen zur Bedeutung der Integration greifen wir gerne auf und erlauben uns zu ergänzen,
dass hierzu die Kenntnis und Akzeptanz der in der Bundesrepublik Deutschland
geltenden Gesetze gehört, an die wir alle gebunden sind. Gleichberechtigung
von Mann und Frau ist dabei ein unantastbarer Kernbereich.”

Offener Brief der TU Dortmund zum “Raum der Stille”

Antwort-Petition_Raum-der-Stille_020316

Das Rektorat hatte dem Asta den Raum zunächst befristet für zwei Jahre zur Verwaltung übergeben. Die Nutzungsverordnung sollte die gebotene weltanschauliche Neutralität und Vielfalt der Nutzung sicherstellen.
Auf Anfrage der Ruhr Nachrichten hat sich der AStA nun auch öffentlich zur Schließung des „Raums der Stille“ durch die Universität am 11. Januar 2016 geäußert:

Stellungnahme des AStA Dortmund

20160204-Stellungnahme-des-AStA-zum-Raum-der-Stille

Weitere Informationen:

Titelbild: markusspiske, pixabay

Die Reaktion der Universität fand in den überregionalen Medien viel Beachtung.

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