Die 15-Minuten-Stadt – Konzepte der Großbaumeister des Faschismus

„Wir nehmen den Deutschen den Traum vom eigenen Auto und vom Eigenheim – dessen müssen wir uns bewusst sein“, sagte die Hamburgerin Katja Diehl am 14. Februar bei einem Besuch der Lübecker Ortsgruppe von „Fridays for Future“. Sie formulierte ein Ziel, das im Konzept der 15-Minuten-Stadt verborgen ist. Mit verlockenden Bildern beschreiben Anhänger dieser Idee eine Stadt, in der alle Wege des Alltags in weniger als 15 Minuten bestritten werden können. Dabei sollen nachhaltige Verkehrsmittel genutzt werden: Die Strecken werden zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV zurückgelegt. Doch ohne Kontrolle durch ein totalitäres Regime kann die 15-Minuten-Stadt nicht realisiert werden.

Das Konzept der 15-Minuten-Stadt nimmt an Fahrt auf

Es ist offenkundig, dass das Konzept der 15-Minuten-Stadt “an Fahrt gewinnt“. Viele Großstädte setzen die Idee der 15-Minuten-Stadt mittlerweile in die Tat um, darunter Paris, Wien, Berlin und auch Hamburg.

Im Vereinigten Königreich sind es zwei Städte, Oxford und Canterbury, in denen ein Pilotprojekt durchgeführt wird, das die Einschränkung der Bewegungsfreiheit zur Folge hat.

Am 25. Februar beschlossen die Grünen den Leitantrag des Landesvorstands Hamburg “Deine Stadt, dein Viertel – lebenswertes Hamburg für alle”. Demnach soll Hamburg zu einer nachhaltigen „15-Minuten-Stadt“ werden.

Es wird also höchste Zeit, sich mit dem politischen Konzept der 15-Minuten-Stadt zu beschäftigen. Faktenchecker benutzen bereits ihre Tastatur, um Kritiker des Konzepts nach bekanntem Schema (Verschwörungstheoretiker=Rechts=Nazi) zu verleumden.

Ein 12 Jahre altes Mädchen spricht aus, warum das Projekt der 15-Minuten-Stadt aus ihrer Sicht eine Erfindung von Diktatoren ist.
https://rumble.com/v2a3she-12-year-old-girl-exposes-the-dystopian-reality-of-15-minute-cities.html

Der Standard, eine in Wien erscheinende österreichische Tageszeitung mit linksliberaler Ausrichtung, diskreditiert Kritiker des Konzepts als Verschwörungstheoretiker. Das Blatt verteidigt das Projekt der 15-Minuten-Stadt mit den Worten: “Ein banales Konzept der Stadtplanung versetzt Verschwörungstheoretiker derzeit in Angst und Schrecken. Sie befürchten eine Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit”. Die Kritik an dem Konzept der Milliardäre betrachtet die Tageszeitung als “Paranoia”.

Es gehe doch nur darum, erklärt die Standard-Autorin Bernadette Redl, die Dominanz des Autos in unserer Gesellschaft zurückzudrängen. Energisch weist sie zurück, dass die 15-Minuten-Stadt ein weiteres Puzzlestück im Plan des “Great Reset” sei. Und sie beschwichtigt die Leser, der “Great Reset” sei lediglich eine Initiative des Weltwirtschaftsforums für eine Neugestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft nach der Covid-19-Pandemie.

Von der Großen Transformation zum Great Reset

Der Stammvater des “The Great Reset” und Vorsitzende des Weltwirtschaftsforums (WEF), Klaus Schwab, stammt aus Deutschland, dem Land, das einen eigenen Plan hat, um die Gesellschaft an dem Bedarf von Großkonzernen und Politik auszurichten. Er trägt den Titel “Die Große Transformation”. Das 412 Seiten lange Hauptgutachten des Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) wurde der Öffentlichkeit 2011, zwei Tage nach dem Unglück des Kernkraftwerks in Fukushima Daiichi, Japan, und wenige Wochen vor der Entscheidung Angela Merkels, aus der Kernenergie auszusteigen, vorgestellt.

Der totalitäre Anspruch des Grundlagendokuments ist unübersehbar. Das Hauptgutachten verlangt, dass sämtliche Verwaltungen auf Bundes-, Landes- sowie kommunaler Ebene dem Staatsziel Klimaschutz unterzuordnen sind. Ein Gedanke, der in einer Demokratie nicht umzusetzen ist.

Dieser totalitäre Grundgedanke ist im Konzept der 15-Minuten-Stadt enthalten. Die Spur dieser Idee führt direkt zu dem französischen Architekten Le Corbusier und seiner “Wohnmaschine” in Marseille.

Es gibt deutliche Hinweise, dass der von Regierungen geplante Umbau der Städte nicht von totalitären Vorstellungen zu trennen ist. Die Antwort auf die Frage, ob das Städtebaukonzept der 15-Minuten-Stadt lediglich “ein banales Konzept der Stadtplanung”, wie Der Standard behauptet, oder nicht vielmehr die “Banalität des Bösen” ist, geht nicht aus den Annehmlichkeiten einer 15-Minuten-Stadt hervor, sondern ist in den politisch-philosophischen Absichten ihrer Erbauer zu finden. Hannah Arendt machte uns mit dem Gedanken vertraut, dass das Böse von ganz normalen Menschen verübt wird und eröffnete uns dadurch einen Zugang zu den wahren Absichten von Ideen-Verkäufern.

Ein verlockendes Angebot

Das städteplanerische Konzept der 15-Minuten-Stadt lockt mit einer Aufzählung von Bequemlichkeiten. Die moderne Stadt könne die Lebensqualität und das Klima verbessern, sagt utopia.de. Im Kern beinhalte das Konzept Überlegungen, Strategien und Maßnahmen, Städte durch die Dezentralisierung von Dienstleistungen wieder lebenswerter und lokaler zu machen.

Das Angebot beschreibt jedoch nur die Schale der Frucht, nicht jedoch den Kern. Der Kern ist in diesem Fall die Idee, die aus einem klimatheoretischen Glaubensgrundsatz besteht, durch den die Menschen in Gute und Böse eingeteilt werden: Gut sind diejenigen, die an den menschengemachten Klimawandel glauben und die Anordnungen zum vermeintlichen Schutz des Klimas befolgen, böse (“Verschwörungstheoretiker”) sind diejenigen, die sich den Maßnahmen zum Klimaschutz widersetzen.

“Klimaschutz” lautet der Glaubensgrundsatz, dem nahezu alle staatlichen Institutionen, Parteien, Gewerkschaften, Medien, Kirchen, Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) und Großkonzerne gehorsam folgen. Er ist nicht identisch mit dem Umweltschutz oder dem Schutz vor dem Klimawandel.

Eine nicht unerhebliche Rolle bei der Etablierung der Idee, das Klima ließe sich schützen, spielen die Elektrizitätswerke Schönau (EWS). Deren Gründerin, Ursula Sladek, erhielt 2011 in den USA den „Goldman Environmental Prize“. Sie wurde mit anderen Preisträgern in Washington von Präsident Obama im Weißen Haus empfangen und übergab ihm stolz die englische Version der EWS-Bibel „100 gute Gründe gegen Atomkraft“. 2013 erhielt Sladek den Deutschen Umweltpreis, den höchst dotierten Umweltpreis in Europa.

Das Energieversorgungsunternehmen mit Sitz im Schwarzwald begrüßt die 15-Minuten-Stadt. Mit der Umgestaltung zur 15-Minuten-Stadt könne “ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden”, sagt das Unternehmen. Das Konzept basiere auf den Ideen des kolumbianisch-französischen Urbanisten Carlos Moreno, der an der Sorbonne lehrt. Er denke seit vielen Jahren über radikale Veränderungen nach, die angesichts des Klimawandels unternommen werden müssen, sagen die Verfechter der sogenannten Erneuerbaren Energien. Der geistige Vorläufer der urbanistischen Ideen wird nicht genannt.

Der Ideengeber: Le Corbusier

Prof. Carlos Moreno ist Leiter des Institut ETI – Entrepreneuriat, Territoire, Innovation – an der Sorbonne in Paris. Die Grundidee der 15-Minuten-Stadt stammt aber nicht von ihm, sondern von dem berühmten modernistischen Architekten Le Corbusier. Carlos Moreno selbst führt diese Form des städtebaulichen Ansatzes auf Le Corbusier zurück. 2015 veröffentlichte MDPI, Herausgeber von begutachteten Open-Access-Zeitschriften, den gemeinsam mit anderen Autoren verfassten Artikel Morenos: “Introducing the “15-Minute City”: Sustainability, Resilience and Place Identity in Future Post-Pandemic Cities”. Aus philosophischer Sicht betrachten die Autoren die 15-Minuten-Stadt aus demselben Blickwinkel wie Le Corbusier: Er habe eine Stadt bevorzugt, die stark geordnet und funktional zu sein schien.

Es gab jedoch einen bedeutsamen Unterschied zu den Vorstellungen Le Corbusiers. Die Pläne von Le Corbusier und auch Moreno erforderten letztlich die Notwendigkeit von Autos, um alle verfügbaren Annehmlichkeiten zu erreichen.

Das neue Konzept der Autoren, zu denen 2015 auch Moreno gehörte, hob statt dessen “die Notwendigkeit begehbarer Stadtviertel zur Förderung eines gesunden Lebensstils” hervor. Der Bedarf an einer 15-Minuten-Stadt solle sich auf die ökologische Nachhaltigkeit, die Förderung sozialer Interaktionen und Bürgerbeteiligung sowie die Verringerung der Abhängigkeit vom Auto beziehen, indem die Nähe zu allen grundlegenden Dienstleistungen geschaffen wird.

Damit waren die Forderungen der Politiker erfüllt und dem Ausbau der 15-Minuten-Stadt im Sinne der “funktionalen Stadt” Le Corbusiers stand nichts mehr im Weg.

Le Corbusiers “funktionale Stadt”

Auf einer Kreuzfahrt von Marseille nach Athen trafen sich Ende Juli 1933 Architekten aus aller Welt, unter ihnen auch Le Corbusier, um an dem IV. Kongress der CIAM (Internationale Kongresse für neues Bauen – Congrès Internationaux d’Architecture Moderne) teilzunehmen. Die Architekten debattierten während der Überfahrt über den zukünftigen Städtebau und dessen Idee einer funktionalen Stadt.

Die Teilnehmer hätten “streng rationalistisch” auf das Jahrtausende alte Gebilde der Stadt geblickt, das den Folgen der Industrialisierung nicht mehr gewachsen schien, berichtet Deutschlandfunkkultur. Vor allem sei es Le Corbusier gewesen, der Städte wie aus dem Baukasten entstehen lassen wollte: immer wiederkehrende Formen, schlicht, einfach, funktional.

Ursprünglich hätte der Kongress in Moskau stattfinden sollen, erklärt Robert Brammer im Deutschlandfunkkultur. Viele Architekten hätten damals voller Sehnsucht in den Osten geblickt. Sowjetrussland habe noch als ein Vorbild gegolten. Vor allem aber war man, so der Schweizer Architekt Alfred Roth: „…sehr, sehr interessiert an den Ereignissen in Sowjetrussland, mit dem Kommunismus, der ja die Verstaatlichung von Grund und Boden brachte, was wir Planer schon immer gefordert hatten: Die Stadtplanung muss sich befreien von privaten Grund- und Bodenverhältnissen. Und das hat uns natürlich außerordentlich interessiert.“

Le Corbusier habe sich auf dem Kongress gegen Einwände durchgesetzt: Das Hochhaus wurde damals zum universellen Bebauungstyp erklärt. Laut Deutschlandfunkkultur schilderte der Architekt Pierre Vago, der in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts Chefredakteur der französischen Zeitschrift “L‘ architecture d’aujourdhui“ war, Le Corbusier als eine “riesige Persönlichkeit.” Er habe eine Kraft und eine Energie gehabt, “und auch die Technik des guten Propagandisten. Er war nicht so ein monolithischer Mensch. In jedem Moment seiner Tätigkeit aber war er ganz absolut: so ist es und das ist die Wahrheit.“

Im Sommer 1933 verabschiedete der IV. Kongress der CIAM die “Charta von Athen“, die unter der Federführung Le Corbusiers entwickelt wurde. Im Mittelpunkt stand seine Idee einer „funktionalen Stadt“.

Die Charta legte fest, dass die Schlüssel zum Städtebau in folgenden vier Funktionen liegen sollten: wohnen, arbeiten, sich erholen (in den freien Stunden), sich fortbewegen. Die Pläne sollten durch die Struktur eines jeden der
den vier Schlüsselfunktionen zugewiesenen Stadtteils bestimmt werden, “sie werden deren entsprechende Lokalisierung innerhalb des Ganzen fixieren.”

Seine Vision baute Le Corbusier in den 1930er-Jahren aus. Seine Ideen haben bis heute ihre Wirkung auf Politik und Architektur nicht verloren. Zu seiner Zeit galten sie als utopistisch, übten aber einen beträchtlichen Einfluss auf die Architektur aus.

Neue und besser arbeitende Menschen formen

Nach dem Zweiten Weltkrieg, in den Jahren 1947 bis 1952, baute Le Corbusier in der französischen Stadt Marseille ein Gemeinschaftshaus, die “Cité Radieuse”, wörtlich übersetzt „strahlende Stadt“, oder “Unité d’Habitation”, wie das Gebäude genannt wird. Gut 1000 Personen wohnen auf neun Doppeletagen in 337 Wohnungen. Viele Marseiller nannten es lange Zeit einfach nur das „Haus des Verrückten“, „la maison du Fada“.

Jean-Lucien Bonillo, Professor für Architekturgeschichte erläutert die futuristische Idee Le Corbusiers: “Die Bewohner sollten dort alles vorfinden, was sie zum Leben brauchen: Geschäfte, ein Hotel, eine Schule, eine Dachterrasse, wo man Sport und kulturelle Aktivitäten ausüben kann. Seine Idee war, dass sie dort völlig autonom in einer Gemeinschaft leben und das Gebäude selbst verwalten würden.“

Christoph Richter schrieb 2012 im Deutschlandfunkkultur einen Artikel über das Corbusierhaus in Berlin zum Thema “(Über-)Leben in der Wohnmaschine”. Er bezeichnete den Berliner Bau als ein “totalitäres Hochhaus-Ungetüm“.

“Es sieht aus wie ein riesiges, auf Stelzen errichtetes plattes Betonregal und sollte der Anfang für die Stadt von morgen sein. Errichtet wurde es 1957 im Rahmen der Interbau, der Internationalen Bauausstellung im hügelig grünen Berliner Westend in direkter Nachbarschaft zum Olympiastadion.” Nach Marseille und Nantes war der Berliner Bau Le Corbusiers dritte Unite d’Habitation. Zu deutsch: Wohneinheit, oft abfällig als Wohnmaschine bezeichnet.

Le Corbusier habe seine Vision modernen Wohnens Vertikale Stadt genannt, weil eine umfassende Infrastruktur – vom Frisör bis zum Kindergarten – dafür sorgte, dass man das Haus gar nicht mehr verlassen musste: „Doktor oben. Und Zahnarzt oben. Das war natürlich toll. Man konnte praktisch im Morgenrock raufgehen, wenn was war. War eine eigene Stadt.“

Die soziale Kontrolle sei in so einem “totalitären Hochhaus-Ungetüm” nahezu perfekt, sagt Christoph Richter. “Und es tut sich eine große Kluft auf: Zwischen den ganz lebenspraktischen Wünschen der Menschen, die sich lediglich eine lebenswerte und bezahlbare Wohnung wünschten; während Architekten-Ikone Le Corbusier bahnbrechende sozialreformerische Ideen des Zusammenlebens, die Versuchszelle neuen Wohnens im Kopf hatte. In der die Architektur dazu beitragen sollte, neue und besser arbeitende Menschen zu formen.

Der französische “Star-Designer” Ora Ito lobte 2013 das “Meisterwerk von Le Corbusier” in Marseille. Es sei viel zu lange vernachlässigt worden, sagt er. Le Corbusiers vertikale Betonstadt sei in den 50er Jahren von Architekturkritikern zum Paradebeispiel für den neuen Architekturstil der Nachkriegszeit erklärt worden, den „Brutalismus“, für den unter anderem roher Beton – „béton brut“ – als sichtbares Baumaterial charakteristisch sei.

Der Zerfall

Im Verlauf der Jahre verwahrloste und zerfiel das futuristische Gebäude. “Von der einst belebten Geschäftszeile in der 3. Etage ist heute nur noch das Restaurant mit angrenzendem Hotel, ein Buchhandel und die Konditorei übrig geblieben”, berichtete der Deutschlandfunkkultur 2018.

Es gibt allerdings auch Menschen, die sich darin wohlfühlen, wie Tanja Runow 2015 erfuhr. Monsieur Delemont zum Beispiel, “ein sportlicher, braun gebrannter Typ Mitte 60” lebe hier gerne, wie er sagt. „Mit dem Roller bin ich in ein paar Minuten am Strand. Oder zum Ausgehen in der Stadt. Mehr brauche ich nicht. Ein Einfamilienhaus auf dem Land? Auf keinen Fall!“

Wenige Jahre später, im Februar 2023, setzen grüne Befürworter der sozialen Kontrolle in Hamburg die Idee Le Corbusiers auf ihre politische Tagesordnung. Nach ihrem Willen soll Hamburg zu einer nachhaltigen “15-Minuten-Stadt“ werden. Zu reizvoll scheint ihnen die Perspektive zu sein, den Deutschen den Traum vom eigenen Auto, vom Eigenheim und von Freiheit zu nehmen, als dass sie auf Ideen, geprägt vom Faschismus, verzichten wollten.

Wer war Le Corbusier?

Le Corbusier wurde 1887 als Charles-Edouard Jeanneret geboren, absolvierte eine Lehre als Graveur und Ziseleur an einer Kunstschule und war zunächst nur als Maler bekannt. Architektur betrieb er als Autodidakt. Ein Architektendiplom hat Le Corbusier nie erworben.

Die Kreuzfahrt der Architekten nach Athen fand 1933 vier Wochen nach dem “Marsch auf Athen” statt. Paramilitärische Truppe der “Stahlhelme” hatten ihn, in Anlehnung an Mussolini, organisiert. “Wie in anderen Ländern Europas hat es auch in Griechenland bereits in der Vorkriegszeit einige Gruppierungen gegeben, die mit den Ideen des Nationalsozialismus sympathisierten”, jüdische Geschäfte angriffen und eine Synagoge niederbrannten, erläutert die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) die politische Atmosphäre in Europa. Die Gruppierung der “Stahlhelme” erhielt laut der Bundeszentrale für politische Bildung finanzielle Unterstützung von Ministerien, Stadt und Banken, darunter der Nationalbank.

Der Verdacht, dass Le Corbusier ebenso wie andere Architekten mit dem Faschismus sympathisierte, wurde erst viel später laut. Der Pariser Architekt Paul Chemetov verteidigte Le Corbusier gegen Vorwürfe, wie Deutschlandfunkkultur berichtet. Der 87-Jährige sagte, man müsse seine Irrungen in den historischen Kontext stellen:

„Der überwiegende Teil der französischen Elite war vor dem Krieg fasziniert von autoritären Regimen, vor allem die Planer, Ingenieure usw. hielten sie für effizienter als die parlamentarische Demokratie mit ihren Schwächen.“
Le Corbusier habe weder Pläne für KZ’s entworfen noch sei er in eine Partei eingetreten. Außerdem sei Le Corbusier trotz seines Opportunismus, stets seiner Ästhetik treu geblieben, egal ob er für Stalin, Mussolini oder Vichy gearbeitet habe.”

Le Corbusier galt nicht nur in Europa als ein genialer Architekt, ein Mann des Fortschritts und der Demokratie. “Das dachte auch Fernseh-Kultur-Journalist Xavier de Jarcy, bis er anfing, das intellektuelle und persönliche Umfeld des Architekten zu durchleuchten”, sagt Katja Petrovic im Deutschlandfunkkultur. Angesichts von Dokumenten sei der Journalist zu einem gegenteiligen Schluss gekommen:

„Le Corbusier war ein politischer Aktivist, der seit den 1920er-Jahren faschistischen Gruppen angehörte und seine urbanistischen Theorien auf deren Ideen aufbaute.“

Xavier de Jarcy fand laut Deutschlandfunkkultur heraus, dass das Werk Le Corbusiers von der Idee der Eugenetik und des Antiparlamentarismus durchzogen war. Er habe einen gesunden, leistungsfähigen Menschen durch Sport, Arbeit und Auslese schaffen wollen. Le Corbusiers Wohneinheit „Cité radieuse“ in Marseille trage nach Ansicht des Journalisten klare Züge dieses Gedankenguts. Le Corbusier habe die antisemitischen Ideen des Vichy-Regime geteilt.

“Großbaumeister des Faschismus”

Philipp Gut schrieb 2010 über die “Schattenseiten einer Lichtgestalt”: “Le Corbusier stellte sich in den 30er und 40er-Jahren in den Dienst des Faschismus. Er pflegte intimste Beziehungen zum französischen Vichy-Regime, das nach der Eroberung Frankreichs durch Hitler-Deutschland mit den Nazis kollaborierte. Mehr noch: Le Corbusier bewunderte Mussolini und Hitler, und er verachtete die Juden.”

In einer ersten ausführlichen Biografie habe der amerikanische Publizist Nicholas Fox Weber die dunklen Seiten des Designers ungeschönt dargestellt.

Philipp Gut fasst zusammen: Als Hitlers Truppen am 10. Mai 1940 Frankreich überfielen, phantasierte Le Corbusier von einer „Verbesserung der Welt“. Am 31. Oktober 1940, dem Tag, an dem Marschall Pétain die Parole der „Kollaboration“ mit Nazi-Deutschland ausgab, habe Le Corbusier seiner Mutter geschrieben:

„Wenn es ihm mit seinen Ankündigungen ernst ist, kann Hitler sein Leben mit einem grossartigen Werk krönen: der Neugestaltung Europas.“

Wie die faschistischen Herrscher und Diktatoren, wollte auch Le Corbusier ein „neues Europa“ bauen – mit architektonischen Mitteln.

“Seine eigentliche Utopie war der Urbanismus: Er wollte das Erscheinungsbild ganzer Städte verändern, radikal. Und dazu schienen ihm die mit nie geahnter Machtfülle ausgestatteten Führer des totalitären Zeitalters die politischen Voraussetzungen zu liefern. Zum Glück für ihn ist es anders gekommen, als er es sich erhofft hatte: Sonst wäre Le Corbusier, dieser strahlende Apostel des Evangeliums der Moderne, zu einem Großbaumeister des Faschismus geworden. Da er auch für Stalin Pläne entwarf, hätte er das einmalige Kunststück fertig gebracht, für alle großen Diktatoren der Zeit gleichzeitig zu bauen.”

Am Ende der Lektüre überrasche eigentlich nur eines, sagt 2010 Philipp Gut: “Dass die hervorragende Biografie Nicholas Fox Weber noch nicht ins Deutsche übersetzt wurde.”

Die als Standardwerk gerühmte erste umfassende Biografie Le Corbusiers liegt erst seit 2021 in deutscher Übersetzung vor.

Das Weltwirtschaftsforum

Das Weltwirtschaftsforum, der Club der Milliardäre und seiner Influencer, fasst seine Sympathie für die 15-Minuten-Stadt in einem Satz zusammen:

“Alles, was Sie brauchen, ist in einem Radius von 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar. Ziel ist es, den Autoverkehr zu reduzieren, was zu weniger CO2-Emissionen und sauberer Luft führt.”

In dem Video zur 15-Minuten-Stadt verdreht das WEF die Tatsachen, wodurch der Eindruck entsteht, das Volk habe aus freiem Willen auf die Mobilität während der sogenannten Pandemie verzichtet (siehe Screenshot).

Screenshot: https://www.weforum.org/videos/paris-is-planning-to-become-a-15-minute-city-897c12513b

Die Übersetzung des eingeblendeten Textes lautet: “Die Pandemie hat in vielen Städten zu einem Umdenken geführt, da die Menschen in ihrer Umgebung bleiben”. Blieben sie freiwillig?

Richtig ist, dass die Menschen fast drei Jahre zum Verbleib in ihren Wohnungen, in der nahen Umgebung oder unter strengen Kontrollauflagen gezwungen wurden. Sie wurden bestraft, wenn sie sich nicht an Verbote der Behörden hielten.

Die Hektik rund um das Thema saubere Luft ist ohnedies unbegründet. Denn die Belastung der Luft mit Schadstoffen nahm laut Umweltbundesamt in den vergangenen 25 Jahren deutlich ab. “Mittlerweile gibt es in Deutschland keine Überschreitungen der europaweit geltenden Grenzwerte für Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Benzol und Blei mehr.”

https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/daten-karten/entwicklung-der-luftqualitaet#entwicklung-der-luftqualitat-in-deutschland

Welche Folgen aber eine Verdichtung der Städte und der Ausbau von Windkraftindustrieanlagen auf den Luftaustausch und damit auf die Erwärmung der Umgebungsatmosphäre hat, wird nicht thematisiert und untersucht.

Beim Konzept der 15-Minuten-Stadt geht es nicht “banal” um städteplanerische Maßnahmen, wie die Mainstream-Medien unterstellen, sondern um die Umsetzung von Ideen, die ohne Kontrolle durch ein totalitäres Regime nicht realisiert werden können.

Im Unterschied zur Zeit von Le Corbusier können moderne Faschisten heute die Computertechnologie, die künstliche Intelligenz (KI) und die Möglichkeiten der Geschichtsfälschung und der Gehirnwäsche effektiv nutzen, um das Volk bei der Stange zu halten.

Der Landesparteitag der Hamburger Grünen beschloss wie zu erwarten am 25. Februar den Leitantrag des Landesvorstands mit 44 Ja-Stimmen und keiner Gegenstimme (eine Enthaltung) „Deine Stadt, dein Viertel – lebenswertes Hamburg für alle“. Hamburg soll nach dem Willen der Grünen zu einer nachhaltigen “15-Minuten-Stadt“ werden.

Der Weg in den faschistischen oder sozialistischen Totalitarismus ist mit grünen Beschlüssen gepflastert.

Faina Faruz

Titelbild: postcardtrip, Marseille, Cité Radieuse, pixabay

Quellen

https://15-minuten-stadt.de/

https://utopia.de/ratgeber/die-15-minuten-stadt-das-steckt-hinter-der-idee/

https://www.engelvoelkers.com/de/blog/luxurioeses-wohnen/architektur/die-15-minuten-stadt-infrastrukturelle-entwicklungen/

https://www.derstandard.at/story/2000143748378/wie-die-15-minuten-stadt-zur-verschwoerungstheorie-wurde

https://www.deutschlandfunkkultur.de/charta-von-athen-le-corbusier-ein-kreuzfahrer-der-modernen-100.html

https://www.deutschlandfunkkultur.de/schattenseiten-einer-lichtgestalt-100.html

https://museeprotestant.org/de/notice/le-corbusier-1887-1965-3/

https://www.ews-schoenau.de/energiewende-magazin/zur-sache/die-15-minuten-stadt/

https://www.mdpi.com/2624-6511/4/1/6/htm

https://www.hellenicaworld.com/Greece/Architecture/de/ChartaVonAthen.html

https://www.diepresse.com/6252820/die-stadt-als-klimaschutzprogramm

https://www.watson.ch/international/leben/668828535-neue-verschwoerungstheorie-geistert-durchs-netz-ein-ueberblick

https://www.bpb.de/themen/europaeische-geschichte/griechenland/178472/der-aufstieg-der-rechtsextremen-in-griechenland/

https://www.deutschlandfunkkultur.de/debatte-in-frankreich-le-corbusier-und-der-faschismus-100.html

https://www.deutschlandfunkkultur.de/schattenseiten-einer-lichtgestalt-100.html

https://katja-diehl.de/wir-muessen-endlich-andere-geschichten-von-mobilitaet-erzaehlen-mein-interview-mit-der-neuen-narrative/

https://www.deutschlandfunkkultur.de/wohnen-in-ikonen-das-corbusier-haus-in-marseille-100.html

https://www.deutschlandfunkkultur.de/erste-wohnmaschine-in-marseille-leben-in-le-corbusiers-100.html

https://www.deutschlandfunk.de/architekt-und-kuenstler-100.html

https://www.weforum.org/videos/paris-is-planning-to-become-a-15-minute-city-897c125

https://www.welt.de/regionales/hamburg/article243977773/Stadtentwicklung-Gruene-setzen-auf-die-15-Minuten-Stadt-Hamburg.html

https://gruene-hh.openslides.com/motions/676

Leitantrag Grüne Hamburg „Deine Stadt, dein Viertel – lebenswertes Hamburg für alle“, 25.02.2023


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