Die grüne Hausnummer

Sie meinten es doch nur gut, die drei Damen der Fraktion der FWG/Grüne im Stadtrat aus Vilshofen, Bayern. Jetzt hat der Rat beschlossen: Eine grüne Hausnummer soll an brave Eigenheimbesitzer vergeben werden, die nicht nur nachhaltig bauen, sondern auch nachhaltig leben.

Vorbildliches grünes Verhalten

Laut Vilshofener Anzeiger (Passauer Neue Presse, pnp) gibt es einen Katalog mit 51 Kriterien – vom Stromverbrauch bis zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Sammelt man insgesamt 150 Punkte, bekomme man ein grünes Taferl und einen 50-Euro-Gutschein für den Kauf eines Baumes.

Die Idee mit den Hausnummern für vorbildliches grünes Verhalten ist nicht neu. Die Grüne Hausnummer wird zum Beispiel in Niedersachsen für energieeffiziente Neubauten und Sanierungen vergeben, die nach dem Oktober 2009 umgesetzt wurden oder die gleichen Effizienzstandards erreichen.

Neu hinzu kommt in Vielshofen, und nicht nur dort, der Ehrgeiz einzelner Lokalpolitiker, die nicht nur den Öko-Bau bewerten, sondern auch Maßstäbe für den Norm-Lebensstil setzen wollen.

Ab 1. Januar dürfen die Vilshofener eine grüne Hausnummer an ihr Haus hängen, wenn sie „nachhaltig“ leben. In die Bewertung fließt laut BILD u.a. ein, ob die Familien öffentliche Verkehrsmittel nutzen und ein E-Auto haben (am meisten Punkte gibt es, wenn man gar kein Fahrzeug besitzt).

Mitmitgliedschaft bei Greenpeace oder im BUND wird honoriert

Vilshofen ist keine Ausnahme. Im Landkreis Mainz/Bingen (Rheinland-Pfalz) bekommen Bewohner Punkte für bestimmte Verhaltensweisen. Seit 2000 wird die Grüne Hausnummer vergeben; im Jahr 2015 wurde sie zur Grünen Hausnummer PLUS modifiziert. Um die grüne Hausnummer kann man sich jedes Jahr bewerben.

„Die Grüne Hausnummer Plus“ wird ab 150 Punkten vergeben. Die Bewerber tragen ihre Eigenbewertung in vorgesehenen Kästchen ein. Die Angaben werden überprüft und endgültig nach Terminabsprache bewertet.

Punkte werden zu verschiedenen Themenbereichen wie Gebäude, Verwendung von nachhaltigen und ökologischen Rohstoffen, Energie- und Wasserverbrauch, Begrünung und Grundstücksgestaltung vergeben. Aber damit ist es nicht genug.

Punkte gibt es auch für ehrenamtliche Tätigkeiten oder Engagement in sozialen oder ökologischen Vereinen, Institutionen (BUND, Caritas, Eine-Welt-Laden, Greenpeace, Lokale Agenda, NABU u.a.)

Auch Konsumverhalten und Wahl der Verkehrsmittel werden beurteilt

Auch für den Konsum gibt es Punkte. Für den durchschnittlichen Fleischkonsum (max. zweimal pro Woche, Belege erwünscht) gibt es maximal 4 Punkte. Zertifizierte fair-gehandelte Kleidung wird mit 8 Punkten, fair-gehandelte Lebensmittel (Bananen, Kaffee, Tee, Schokolade u.a.) werden mit 3 Punkten und eine ökologische Geldanlage mit 4 Punkten belohnt.

Sein Punktekonto kann jeder Antragsteller erhöhen, wenn er kein Auto besitzt (5 Punkte), für ein Elektroauto gibt es 4 Punkte und für eine eigene Wand- oder Standladeeinrichtung 3 Punkte. Für Erdgas/Flüssiggas immerhin noch 1 Punkt.
Die Nutzung von Car-Sharing und regelmäßige Fahrradnutzung erhalten ebenfalls Punkte.

Anerkennung oder Ablehnung

“Die Anerkennung ist am wichtigsten. Es ist eine Sache fürs Ego, ein grünes Schild am Haus hängen zu haben”, sagte laut pnp der Klimaschutzmanager des unterfränkischen Landkreises Main-Spessart.

Im Internet stößt die Idee auf Ablehnung. 92 Prozent sagten bei einer Online-Befragung der BILD, was sie von grünen Hausnummern halten: “Das geht zu weit”. Innerhalb weniger Stunden antworteten rund 14.000 Menschen.

Vorbilder damals und heute

Der Vize-Generalsekretär der CSU, Florian Hahn (45), sagte bezugnehmend auf die grünen Hausnummern zu BILD: „Zu Verbieten und Verderben gesellt sich nun noch Brandmarken – die Öko-Fundamentalisten verabschieden sich immer mehr von einer freien und liberalen Gesellschaftsordnung. China lässt grüßen!“

So weit müsste Florian Hahn nicht reisen, um die Belohnung für staatlich anerkanntes Sozialverhalten zu entdecken: In der DDR gab es die „Goldene Hausnummer“ für vorbildliche Hausgemeinschaften.

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