Fundament

Rückbaukosten Windkraftanlage 532.000 $

Jedem vierten Windrad droht 2020 in Deutschland das Ende der Nutzungszeit. Denn dann fallen diese Windräder aus der Förderung des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG), und der Rückbau wird fällig. Da es aber stets um wirtschaftliche Interessen geht, versuchen Grundstückspächter und Betreiber von Windkraftanlagen, die Rückbaukosten klein zu halten. Das Problem der Entsorgung der Rotorblätter wird nahezu komplett ignoriert.

Rückbaukosten in den USA und in Frankreich

Die im US-Bundesstaat Minnesota betriebenen Windkraftanlagen werden in diesem Jahr das Ende ihrer 20-jährigen Nutzungsdauer erreichen. Isaac Orr beziffert in “American Experiment” die Kosten für jede der 134 in Betrieb befindlichen Turbinen des Strom- und Erdgasanbieters Xcel Energy für die Nobles Wind-Anlage auf 532.000 USD pro Turbine (445.000 US-Dollar, in US-Dollar 2009). Die Gesamtkosten für die Stilllegung würden sich derzeit auf 71 Millionen USD belaufen.

Die 134 Windenergieanlagen haben eine Leistung von jeweils 1,5 MW. Die Windkraftanlagen sind jeweils 389 Fuß (118,6 m) hoch und bestehen aus einem 252,6 Fuß (77 m) großen Rotorblatt.

Auch bei anderen Windenergieanlagen fallen sechsstellige Stilllegungskosten an, sagt Isaac Orr. Den Versorgungsunterlagen für die Windkraftanlage Palmer’s Creek in Chippewa County, Minnesota, zufolge würde die Stilllegung der 18 an diesem Standort betriebenen Windturbinen 7.385.822 USD kosten, was 410.000 USD pro Turbine entspräche.

Laut dem Nobles Wind-Dokument umfassen „die Restaurierungsarbeiten die Entfernung sämtlicher mit dem Projekt in Zusammenhang stehender Materialien und Ausrüstungsgegenstände bis zu einer Tiefe von 48 Zoll (122 cm) und sind nicht auf diese beschränkt.“

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Dies bedeutet, dass Xcel die Baustelle nur bis zu einer Tiefe von vier Fuß (1,22 m) saniert und die meisten massiven Betonfundamente, die bis zu 15 Fuß (4,6 m) tief sind und zur Verankerung der Windturbinen verwendet werden, auf unbestimmte Zeit im Boden verbleiben.

Laut der Website Renewable Technology verfügt Nobles Wind über ein umfangreiches unterirdisches Sammlerkabelsystem, das in einer Tiefe von vier Fuß (1,22 m) verlegt ist und die Turbinen mit einem zentralen Umspannwerk verbindet. Die Dokumente von Xcel seien nicht spezifisch genug, sagt Orr, um zu bestimmen, ob diese Kabel entfernt werden. Das Windparkprojekt von Palmer gebe ausdrücklich an, dass Kabel, die tiefer als 4 Fuß sind, nicht entfernt werden.

Man könnte meinen, sagt Isaac Orr, ein solcher Preis würde zumindest zu einer gründlichen Stilllegung führen, aber man würde sich irren.

Isaac Orr kritisiert, dass Windenergieanlagen und Sonnenkollektoren häufig eine Erlaubnis erhalten, obwohl sie erhebliche Umweltschäden verursachen können. Im Gegensatz dazu hätten liberale Politiker und Interessengruppen den Ersatz einer alternden Ölpipeline durch einen neueren und sichereren Ersatz weiterhin verzögert. Diese Doppelmoral sei ein Nachteil für die Minnesotaner, die mehr für ihre Energie und auch für die Umwelt zahlen müssen.

Über die tatsächlichen Kosten des Rückbaus liegen kaum Informationen vor. Die Windindustrie hat kein Interesse an einer Veröffentlichung der Beträge. Die Kommunen, die häufig schlechte Verträge abgeschlossen haben, ebenfalls nicht. Und es gibt nicht viele Lokalpolitiker, die den Haushalt ihrer Verwaltung hinterfragen. Aus Frankreich liegt der Kostenvoranschlag einer Abbruchfirmen im Departement Aisne aus dem Jahr 2014 vor. Er kommt auf rund 345.000 Euro pro Windrad, ohne Mehrwertsteuer. Dabei ist das Gelände frei zugänglich.

Rückbaukosten eines Windrads in Deutschland

Auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag “Was kosten nach Kenntnis der Bundesregierung Rückbau und Entsorgung eines Windrads und wer muss diese bezahlen?” antwortete die Bundesregierung (BT-Drucksache: 1913619):

Grundsätzlich sind für den Rückbau und die Entsorgung ausgedienter Windenergieanlagen deren Letztbesitzer unter Beachtung der einschlägigen rechtlichen Rahmenbedingungen verantwortlich. Die Rückbaukosten inklusive Nebenanlagen und Zuwegungen variieren entsprechend des Anlagen- und Fundamenttyps sowie des spezifischen Standorts. Einnahmen können durch den Verkauf der Anlagen sowie aufgrund des hohen möglichen Recyclinganteils generiert werden. Die Rückbaukosten müssen durch den Anlagenbetreiber getragen werden. Die rechtliche Grundlage hierfür findet sich im § 35 Baugesetzbuch (BauGB). Danach müssen Baugenehmigungen über Nebenbestimmungen den Rückbau nach dauerhafter Nutzungsaufgabe sicherstellen. Die Rückbaukosten dürften erhebliche Bandbreiten aufweisen. Nach aktuellen Untersuchungen im Auftrag des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie dürften diese in einer durchschnittlichen Größenordnung von rd. 80 Euro/kW liegen.”

Die typische Leistung gängiger Anlagen (Stand 2016) liegt bei etwa 2 bis 5 MW für Onshore-Anlagen. Bei einer 2 MW-Anlage würden nach Angaben der Bundesregierung die Rückbaukosten 160.000 Euro betragen, bei einer 5 MW-Anlage betrügen die Rückbaukosten 400.000 Euro.

Nach den Zahlenangaben der Bundesregierung dürften die Rückbaukosten für die Nobles Windenergieanlage von Xcelin Minnesota lediglich 120.000 Euro betragen. Errechnet wurden für die Anlage in Minnesota jedoch 532.000 USD pro Turbine.

Bei der Berechnung der Rückbaukosten wird von der Öffentlichkeit häufig nur dem Abbau der Rotorblätter, der Gondel und des Schaftes Beachtung geschenkt, vielleicht noch der Zuwegung, den Kabeln und Trafohäuschen, weniger dem Fundament. Und das hat gute Gründe. Für eine dynamische Anpassung der Rückbaukosten gibt es in Deutschland keine rechtliche Handhabe.

Titelfoto: HansLinde, pixabay

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